Am letzten Sonntag trat unsere Jugendbundesligamannschaft zum Auswärtspiel in Lübeck an. Die Hansestädter konnten uns letzte Saison auf den zweiten Platz verdrängen und waren aufgrund der altersbedingten Abgänge in unserer Mannschaft deutlich favorisiert. Dass Keyvan wie gegen Göttingen leider verhindert war und wir nur zu fünft antreten konnten, war auch kein Grund, Hoffnung zu schöpfen. Die vom Mannschaftsführer Sebastian ausgegebene Devise lautete demnach auch eher "Jeder ist sich selbst der Nächste" anstatt von "Einer für alle".
Zu Beginn wurden die Befürchtungen real: Die Lübecker schickten eine starke Mannschaft an die Bretter und konnten an den meisten relativ früh zumindest etwas angenehmere Stellungen verbuchen. An Brett 1 stand ich nach einer Eröffnungsungenauigkeit meines Gegners zwar relativ gut, verbrauchte aber auch eine große Menge Zeit. Julian(R.)s Versuch, mit frühem f5 in einer königsindischen Struktur zu spielen, sah von Beginn an sehr wackelig aus. Moritz seinerseits stand gegen den Königsinder seines Gegners auch eher bedenklich. An Brett 5 sah sich Emil als Weißer bald mit einem Königsangriff seines Gegners konfrontiert und Julian(S.)s Gegnerin hatte sich tatsächlich vorbereitet (!) und konnte eine etwas bessere Stellung erreichen.
Die Stellung von Julian R. war bald glatt verloren, doch dann nahmen die Wunder ihren Lauf. Zunächst am letzten Brett: Nachdem seine Gegnerin eine Gewinnstellung zu einem unklaren Endspiel verloren hatte, sammelte Julian einen einzügig eingestellten Springer ein und gewann. Es sollte nicht der letzte Springer sein... Emils Gegner opferte einen Springer für zwei teilweise weit vorgerückte Freibauern, doch nachdem er nicht das Genaueste traf konnte Emil sich konsolidieren. Und auch Moritz überlebte eine glatt verlorene Stellung und fand sich in einem ausgeglichenen Endspiel wieder. Ich hatte derweil in meiner Partie einen K.O.-Schlag verpasst, wonach mein Gegner die Initiative übernahm und in meiner Zeitnot eine Gewinnstellung erreichte, die durch einen unvorsichtigen Zug aber wieder dahin war.
Julian R. fuhr die erwartete Niederlage ein und bei mir folgte bald die Punkteteilung. Moritz dagegen konnte - es war kaum zu glauben - ebenfalls einen eingestellten Springer gewinnen. Eigentlich sollte etwas derartiges auf diesem Niveau nicht so gehäuft vorkommen, aber an diesem Tag hatten wir wohl einfach Glück. Der Rest war dann Formsache, sodass nur noch Emil beim Stand von 2,5 zu 2,5 spielte. Er hatte eigentlich alle Ideen seines Gegners abwehren können, übersah aber leider den letzten Trick und musste schlussendlich in ein Remis einwilligen.
Insgesamt ein sehr unerwartetes und auch dem Partienverlauf nicht wirklich entsprechendes Mannschaftsunentschieden. Statt eines zwischendurch möglichen 0:6 oder einem zuletzt fast erreichten 3,5:2,5 Sieg wurden die Punkte geteilt, womit wir trotz des etwas unglücklichen Endes sehr zufrieden sein können.